FÜHRUNGSKOMPETENZ
IT-GESTÜTZT TESTEN
Auf dem AssessCon-Kongress in Köln haben Psychologen der Ruhr-Universität
Bochum ein neues Verfahren vorgestellt, mit Hilfe dessen Mitarbeiter
vollautomatisch auf ihre Führungsqualifikationen getestet werden
können. Die Auswertung soll aufzeigen, ob und inwieweit das Verhalten
eines Mitarbeiters mit den Kompetenzanforderungen seines Arbeitgebers
korrespondiert.
Bislang waren psychologische Testverfahren nicht in der Lage zu messen,
ob sich Führungskräfte gegenüber dem Kompetenzmodell eines
Unternehmens konform verhalten. Vor allem kulturelle Unterschiede in verschiedenen
Ländern machten standardisierte Tests unmöglich. Die Bochumer
Psychologen rund um Prof. Dr. Heinrich Wottawa wollen dieses Problem nun
mit ihrem Konzept gelöst haben. «Unser Ansatz ist neu, weil
wir das Kompetenzmodell eines Unternehmens als Grundlage nehmen»,
sagt Prof. Dr. Heinrich Wottawa, «und es ist treffsicher, weil es
genau auf die spezifischen Bedürfnisse des Kunden abgestimmt ist:
Die Vertreter des Unternehmens bestimmen, welches Verhalten für ihr
Unternehmen richtig oder falsch ist.»
30 Alltagssituationen bewerten
Das Verfahren eignet sich nur für berufserfahrene Mitarbeiter, die
bereits eine Führungsposition haben oder anstreben: Ob die Mitarbeiterin
oder der Mitarbeiter für eine entsprechende Qualifizierung geeignet
ist, lässt sich einfach am Arbeitsplatz via Internet testen. Die
Interessenten müssen je nach Anwendung etwa 30 Situationen aus dem
Arbeitsalltag bewerten, dafür können sie zwischen jeweils zwei
bis fünf Verhaltensoptionen wählen. Aus den Antworten erstellt
das Programm eine vollautomatische Interpretation. Diese kann je nach
Zielsetzung des Unternehmens gestaltet und per E-Mail an unterschiedliche
Adressaten, z. B. an den Mitarbeiter, seinen Vorgesetzten oder an den
zuständigen Personalentwickler geschickt werden.
Individuelle Entwicklungsmassnahmen
Ein erstes Instrument auf dieser methodischen Grundlage haben die Bochumer
Psychologen bereits für den Automobilzulieferer «GKN Driveline»
entwickelt: «PoLAR» unterstützt die internationale Personalentwicklung
des Unternehmens. Inzwischen können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
des Konzerns von ihrem Arbeitsplatz aus auf PoLAR zugreifen und sich ihr
persönliches Kompetenzprofil erstellen lassen. «Wir hoffen,
dass wir mit diesem Instrument den Teilnehmern ein Feedback geben können,
damit sie sehen, wo sie stehen», sagt Martina Dietrich, Human Resources
Managerin bei GKN. «Das Verfahren zeigt ihre Kompetenzen auf und
ermöglicht uns, individuell passende Entwicklungsmassnahmen mit Ihnen
zu besprechen.» Sympathie oder Teamfähigkeit zwischen Mitarbeitern
und Vorgesetzen kann das EDV-Programm allerdings noch nicht messen, dafür
bleibt wohl auch weiterhin das bewährte "vier-Augen-Gespräch"
die erste Wahl.
Quelle: Ruhr-Universität
Bochum (Medienmitteilung vom 6. November 2003)