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Praxisferne weiterbildung an deutschen universitÄten

Fast jeder Akademiker in Deutschland bildet sich nach seinem Studium weiter, aber nur die wenigsten nutzen das Angebot der Universitäten. Eine repräsentative Studie des Hannoveraner Hochschul-Informations-System (HIS) im Auftrag des deutschen Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wirft den Professoren mangelndes Interesse und einen 'stiefmütterlichen Umgang' mit der Weiterbildung vor.

Studium bereitet nur unzureichend auf das Berufsleben vor
Gemäss der Studie, für die mehr als 13'000 Absolventen der Jahrgänge 1993 und 1997 befragt worden sind, haben 90 Prozent der Jungakademiker in den ersten fünf Jahren nach ihrem Uni-Abschluss an einer Weiterbildung teilgenommen, 80 Prozent wollen es auch künftig tun. 40 Prozent der Befragten fühlen sich durchs Studium nur unzureichend auf das Berufsleben vorbereitet und wollen mit der Weiterbildung ihre universitären Defizite wettmachen. Die beliebtesten Weiterbildungsangebote sind Computer-, Kommunikations- und Management-Seminare.

Hochschulweiterbildung wird vor allem von Absolventinnen und Absolventen in Anspruch genommen, die in (hochschul-)forschungsnahen Betätigungsfeldern verbleiben – sei es über eine Promotion oder eine weitere Phase akademischer Qualifizierung. Absolventinnen und Absolventen aus Fachrichtungen mit geringer verbreitetem Forschungsbezug (z.B. Wirtschafts- und Rechtswissenschaftler) erlangen weitere berufliche Qualifikationen vor allem ausserhalb von Universität und Fachhochschule.

Hochschulweiterbildung mit engem Forschungs- und Wissenschaftsbezug
Auch thematisch ist Hochschulweiterbildung vor allem durch einen engen Forschungs- und Wissenschaftsbezug gekennzeichnet: fachübergreifende Weiterbildungen - wie zum Beispiel Managementkurse - werden an Hochschulen seltener nachgefragt; dafür bieten sich private Weiterbildungsträger eher an. Universitäten und Fachhochschulen akzentuieren ihr Angebot stärker in Richtung fachspezifischer, wissenschaftlicher Weiterbildung – vor allem im Bereich der Naturwissenschaften und der Mathematik, aber auch in der psychologischen und pädagogischen Weiterbildung.

Knapp zwei Drittel aller Befragten besuchten firmeninterne Seminare oder Kurse von Privatanbietern. Die Angebote von Hochschulen, die von der grossen Mehrheit als praxisfern eingestuft werden, nutzte nur ein Viertel. Die repräsentative Studie wirft den Professoren mangelndes Interesse und einen 'stiefmütterlichen Umgang' mit der Weiterbildung vor. Dabei gehört es laut dem Hochschulrahmengesetz zu ihren zentralen Aufgaben, neben Forschung und Lehre auch Seminare für die Weiterbildung anzubieten. Vor diesem Hintergrund forderte Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) die Hochschulen auf, ihre Potenziale endlich besser zu nutzen. "Die Hochschulweiterbildung muss sich stärker an dem orientieren, was die Akademiker im Beruf brauchen."

Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Zusammenfassender Projektbericht (PDF-Dokument):
Die Rolle der Hochschulen bei der beruflichen Weiterbildung
von Hochschulabsolventen
(BMBF)